Das sind wir
Der Verein Permakultur Schweiz wurde in den 90er Jahren von einer Handvoll Permakulturinteressierten gegründet, die ihre Erfahrungen austauschen und Permakultur bekannter machen wollten. Seither ist der Verein stetig gewachsen, die Mitgliederzahl hat sich seit 2019 sogar mehr als verdoppelt auf knapp 800 Permakultur-Begeisterte.
Die Bewegung ist weiterhin in einer lebendigen Entwicklung - innerhalb und ausserhalb des Vereins. Wir sehen ihn als vernetzendes Element, das Permakultur-Wirken sichtbar machen möchte. Dazu seid Ihr herzlich eingeladen, Euch aktiv einzubringen!


Mission

Vision


Vielfalt in Bewegung
Der Verein Permakultur Schweiz feiert sein 30jähriges Bestehen
ein gemeinsamer Text zur Vereinsgeschichte von Hansruedi Ackle, Kurt Forster, Toni Küchler, Stephanie Rauer, Beat Rölli
Ein kalter verregneter Samstagnachmittag irgendwann im September 2021 in einem Zirkuszelt am Stadtrand von Bern. Sieben Studierende stellen ihren bisherigen Lernweg zum Diplom Permakulturdesign vor und freuen sich über das Feedback des Publikums. Es ist eine fröhliche Runde, die hier aus allen Teilen der Schweiz zusammengekommen ist. Man kennt sich – oder lernt sich kennen. Eingeladen haben zu dieser Zwischenpräsentation die Regiogruppe Bern und die Fachgruppe PermaBildung. Beide sind zusammen mit vielen anderen Regio- und Fachgruppen Teil des Dachvereins Permakultur Schweiz.
Lokal und national verbunden
«Dieser Anlass ist für mich sinnbildlich dafür, wohin sich die Permakultur-Bewegung in den kommenden Jahren entwickeln wird», beschreibt Toni Küchler, seit 2018 Präsident des Vereins. «Der Veranstaltungsort, das Zehndermätteli, ist eine beliebte und idyllisch gelegene Ausflugsbeiz in Stadtnähe. Die neuen Betreiberinnen berufen sich auf die Prinzipien der Permakultur und möchten diese in der Gastwirtschaft und der sie umgebenden vier Hektar grossen Gärtnerei in ein konkretes unternehmerisches Projekt umsetzen. Und die Studierenden und ihre Projekte sind eine Wucht: zum Beispiel Sabrina Furrer, Sozialpädagogin-Gemüsegärtnerin, die als eines ihrer Diplomprojekte einen Kohleversuch auf ihrem sozialpädagogisch geführten Gemüseacker von der Fachhochschule für Agrarwissenschaften wissenschaftlich untersuchen lässt. Oder Zoe Merz, kaufmännische Angestellte, die ihren Job an den Nagel hängt, um sich auf permakulturelle Wanderschaft zu begeben – ohne klares Ziel aber mit der Absicht, die Vielfalt der Bewegung kennen zu lernen. Oder Ueli Scheuermeier, pensionierter Agronom, der eine Alternativwährung kreiert, um Aktivitäten zur Förderung der Biodiversität zu vergüten und gleichzeitig den Verkauf von permakulturell sinnvollen Produkten anzukurbeln und der dafür sogar die Aufmerksamkeit des Bundesamts für Umwelt weckt», beschreibt Küchler.
Ein Blick zurück
Die heutige Vielfalt der Bewegung war zunächst nur die Vision einer Handvoll von Idealisten, die irgendwann zwischen 1991 und 1992 zusammenkamen, um den Verein Permakultur Schweiz ins Leben zu rufen. Viel ist aus diesen Anfangsjahren nicht dokumentiert. Einer der Gründer war Max Lindegger, der bald darauf nach Australien auswanderte und dort das Permakulturdorf «Crystal Waters» und auch das Ökodorf-Netzwerk (GEN) mitbegründete. «Wir hatten neben der Generalversammlung einige Abendtreffs und ein- bis zweitägige Retreats zur Entwicklung unseres Vereins», erzählt Kurt Forster aus seiner Zeit im Verein. 1999 zum Permakultur-Designer akkreditiert, ist er bis heute aktiv und betreut mit über 80 Lebensjahren immer noch Studierende als Tutor. Er selbst nutzte bereits in den 70er Jahren viele Permakulturelemente wie Selbstversorgung, Wassermanagement, Wärmefallen, vernetzte Biotope und autarke Energieversorgung beim Bau des eigenen Familienwohnsitzes in Herisau nahe St. Gallen. «Kurts Garten war schon damals besonders bekannt und er bietet bis heute Führungen und Kurse an», erzählt Beat Rölli. Er kam Anfang der 2000er Jahre zum «PK-Verein», wie er von den Mitgliedern liebevoll genannt wird: «Damals war Permakultur kaum bekannt», erinnert er sich. «Wir waren ca. 40 Mitglieder, die meisten davon Männer. Kurse wurden auf der Webseite des Vereins nur wenige angeboten. So mussten ich und andere den Permakultur-Designkurs (PDK) im Ausland besuchen.» Ab 2003 gab es neuen Rückenwind für die Permakultur Bewegung in der Schweiz:«Der Agrar-Rebell Sepp Holzer war in diesen Jahren medial sehr präsent. Das brachte neue Mitglieder. Viele besuchten den Krameterhof und waren inspiriert», so Rölli. 2005 kam David Holmgren nach Basel. «Sein Auftritt und sein Buch haben ebenfalls zum Aufschwung der Permakultur in der Schweiz beigetragen.» Ab 2008 verstärkte der neue Vorstand um Beat Rölli die Präsenz des Vereins. Eine neue Internetseite entstand, eine Sekretariatsstelle wurde geschaffen und es wurden vermehrt Events organisiert. Besonders die Permakulturtage fanden grossen Anklang und wurden z. B. 2013 in Basel von über 1000 Menschen besucht. «Dass das Interesse an Permakultur in den letzten zehn Jahren in der Schweiz stark gestiegen ist, zeigt die Tatsache, dass zwischen 2000 und 2010 nur zwei PDKs in der Schweiz stattfanden, allein 2018 hingegen schon über 20», freut sich Rölli. Ab 2015 entstanden auch immer mehr Regio-Gruppen, vor allem in der Deutschschweiz, aber auch im Tessin. Einige Partnervereine und Fachgruppen wurden gegründet, z. B. der Verein Permakultur-Landwirtschaft, der Verein Permacultura Svizzera italiana (PermaSi) in der italienischsprachigen Schweiz und als neueste Entwicklung: "Kinder in der Permakultur Schweiz", sowie das "Esswaldland".
Chancen und Herausforderungen
Das Interesse an Permakultur wächst exponentiell. Innerhalb der vergangenen drei Jahre hat sich die Mitgliederzahl auf fast 800 beinahe verdoppelt. Die Chancen sind gross, aber auch die Herausforderungen dieses schnellen Wachstums. Viel wäre zu tun – zu viel, um es mit einer Handvoll aktiver Mitglieder stemmen zu können. Daher befindet sich der Verein momentan in einem Prozess der Organisationsentwicklung, um als Vernetzer das Wirken der Permakultur in der Schweiz besser sichtbar zu machen und sich auch für eine Professionalisierung einzusetzen. Mit dem Ausbildungshandbuch und der ersten Akkreditierung hat der Verein 2015 die Basis für eine deutschsprachige Diplomausbildung in der Schweiz geschaffen. Diese ist dezentral und eigenverantwortlich strukturiert, mehrere Tutorinnen und Tutoren bieten eine Begleitung an. Der Verein sieht sich nicht selbst als Ausbilder, sondern als verbindendes Element für das organisch wachsende Netzwerk.
Von der Vision zur gelebten Realität
Momentan befinden sich über den Verein rund 60 Menschen auf dem aktiven Lernweg zum Diplom der angewandten Permakultur-Gestaltung. Hier gilt es, in den nächsten Jahren die Weichen für vielfältige Berufsnischen zu stellen. Das permakulturelle Wissen, das in vielfältigen Projekten und über Jahre in der Praxis angewendet und weiterentwickelt worden ist, soll verstärkt sichtbar gemacht werden. Der Verein unterstützt dafür die Fachgruppe «LernAustauschforum», die ein Lernsystem für das Können in der Permakultur für die Schweiz entwickelt hat. Dieses «LeKöPerSch» geht der Frage nach: Was genau können wir nachweisbar in der Permakultur in der Schweiz? Als konkreter Output dieses Lernprozesses entstehen «STAKU»-Dokumente, die den Stand der Kunst beschreiben: kurze Beschriebe, Filme, Fotoreportagen oder Skizzen, die fortlaufend mit den neusten Erkenntnissen aus der konkreten Umsetzungserfahrung aktualisiert werden. In den nächsten Jahren werden voraussichtlich immer mehr Menschen Permakultur ins Zentrum ihres Lebens und Wirkens stellen wollen. Der Permakultur-Verein möchte sie gerne dabei unterstützen, freut sich aber selbst auch über aktive Hände, die bei dieser Aufgabe tatkräftig mitanpacken und sich in diesem spannenden Umfeld engagieren wollen. Es gibt viel zu tun, so Anton Küchler: «Permakultur ist in dieser Fülle nicht mehr einfach eine Zukunftsvision, sondern gelebte Realität an einem regnerischen Sonntag im September.»